Forschungsprojekt GameOfRoster: Kollaborative Software gestaltet spielerisch Dienstpläne für Pflegeberufe
- Datum
- 29.05.2018
Laut statistischem Bundesamt sind circa 2,9 Millionen Menschen pflegebedürftig. 2050 werden es vermutlich sogar mehr als 4 Millionen Menschen sein. Der steigende Bedarf an Pflegekräften ist unumstritten. Hinzu kommen schwierige Arbeitsbedingungen mit hohen physischen und psychischen Belastungen sowie Beeinträchtigungen des sozialen Lebens durch Schichtarbeit, die den Berufsalltag in der Pflege schon heute prägen.
Mitbestimmung erhöht Zufriedenheit
Gleichzeitig haben Studien gezeigt, dass Beschäftigte ihre Arbeitssituation besser bewerten, wenn sie an der Gestaltung ihres Dienstplans beteiligt sind. Es gibt ihnen eine höhere Planungssicherheit im Spannungsfeld zwischen hoher geforderter zeitlicher Flexibilität auf der einen Seite und dem Bedürfnis nach einem planbaren Privatleben auf der anderen Seite.
"Hier setzt unser Projekt an. In den Pflegeberufen ist es besonders wichtig, eine Balance zwischen Arbeits- und Privatleben zu finden. Das zentrale Ziel unseres Projektes ist, die Arbeitsbedingungen durch bessere Planung aktiv zu verbessern", so Dr. Sebastian Velten, Verbundkoordinator des Projektes. "Wir gestalten den Dienstplanungsprozess daher kollaborativ. Das heißt, jeder hat die Möglichkeit, sich digital zu beteiligen. Gemeinsam organisiert sich jedes Team selbst über unsere Softwareplattform und versucht, auf alle Bedürfnisse der Beschäftigten einzugehen."
Mit Mathematik und Gamification den Planungsprozess in den Alltag integrieren
"Uns ist wichtig, Mensch, Technik und Organisation ganzheitlich zu betrachten, nur dann ist eine partizipative Prozessgestaltung überhaupt möglich", erklärt der Fraunhofer-Experte. Die mathematischen Grundlagen dafür bilden kombinatorische Modelle und Algorithmen zur Generierung und Zusammenführung von Planungsalternativen.
"Zudem setzen wir auf spieltheoretische Ansätze zur Unterstützung und Organisation von Abstimmungsvorgängen. Gamification ist hier das Schlagwort", betont Rasmus Schroeder. Er arbeitet ebenfalls im Fraunhofer ITWM an der Projektumsetzung. Damit gemeint ist die Übertragung von Spielelementen auf die Software-Plattform. Eine erlebnisorientierte Gestaltung erhöht die Motivation der Nutzer, sich selbst einzubringen, baut Hemmungen vor der Digitalisierung ab und macht die Nutzung der Software im Berufsalltag attraktiver.
Die Softwareplattform verwendet die vorgegebenen Eckdaten wie Besetzungsvorgaben und Qualifikationen, gesetzliche Bestimmungen sowie ergonomische und tarifliche Regelungen als Grundlagen und übernimmt folgende Aufgaben:
- die Erfassung, Planung und Verfolgung von Terminwünschen
- die Abstimmung von Einsatzzeiten mit Kollegen und Vorgesetzten
- die Zusammenführung von Teilplänen und die Kontrolle von Gesamtplänen
"Arbeitswelt der Zukunft" heißt auch "Arbeitsplanung der Zukunft"
Im Projekt GamOR arbeiten sechs Partner aus dem Bereich Forschung und Industrie eng zusammen. Dabei sind die Arbeitsschwerpunkte in die Bereiche Organisation, Technik und Mensch unterteilt. Die Umsetzung in der Praxis sichert die Protestantische Altenhilfe Westpfalz als zentraler Anwendungspartner. Neben dem Fraunhofer ITWM sind zudem das Institut für Technologie und Arbeit, die Universität Siegen, das Systemhaus für EDV-Anwendungen SIEDA GmbH sowie ergosign Ergonomie und Design GmbH beteiligt.

Das Wissenschaftsjahr 2018 steht unter dem Motto "Arbeitswelten der Zukunft". Wie kann ein futuristischer Arbeitsplatz aussehen? Dazu gehört auch die Dienstplanung der Zukunft. Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt wird daher durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Europäischen Sozialfonds (ESF) im Programm "Zukunft der Arbeit" (Förderkennzeichen: 02L15A213) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut.
Mehr Informationen zum Projekt GamOR finden Sie auf der Website unter www.itwm.fraunhofer.de/gamor. Dort werden auch in einem Video beispielhaft die Ausgangssituation, Idee und Umsetzung des Projektes erklärt.