Mit Insekten gegen den Welthunger und für das Klima
- Datum
- 10.02.2020
Bedingt durch die stetig wachsende Weltbevölkerung werden nachhaltige Proteinquellen zunehmend eine wichtige Rolle spielen. Essbare Insekten sind eine Alternative zur konventionellen Fleischproduktion, da sie sich deutlich ressourcenschonender produzieren lassen als beispielsweise Schweine- oder Rindfleisch. So können aus Mehlwürmern (Tenebrio molitor) Lebensmittel wie beispielsweise Nudeln, Burger oder Proteinriegel hergestellt werden. Es gibt bereits einige Start-ups, die ihre Produkte in Supermärkten und Online Shops anbieten.
Probleme herkömmlicher Insektenzuchten - teuer und importiert
Der Vorteil von Insekten: Sie benötigen weniger Futter, beanspruchen weniger Nutzfläche und emittieren weniger Treibhausgase als konventionelle Nutztiere. Der Nachteil: Die entsprechenden Insekten müssen bisher teuer aus dem Ausland bezogen werden. Herkömmliche Insektenfarmen sind wenig skalierbar und werden oftmals mit hohem Personalaufwand betrieben, was die Insekten noch sehr teuer macht.

Hier setzte "Cepri" an und entwickelte die erste smarte Insektenfarm für die Mehlwurmzucht in Deutschland. Durch die Kombination technologischer und biologischer Optimierungen wird die Zucht der Mehlwürmer effizienter gestaltet, sodass hochqualitative Ressourcen aus Insekten zu wettbewerbsfähigen Preisen an Lebensmittelproduzenten, Gastronomie oder weitere Start-ups verkauft werden können.
Was leistet "Cepri"?
Die Zucht der Mehlwürmer unterteilt sich in Nachzucht, Aufzucht und Weiterverarbeitung.
Zur Optimierung der Insektenzucht, insbesondere im Bereich der Nachzucht, hat "Cepri" die Technologie des Minilivestock Printers entwickelt.
Ein Ei-Erntesystem erlaubt es erstmalig, die Eilege-Effizienz der Insekten zu überwachen, die Entwicklungszyklen der schlüpfenden Larven zu synchronisieren und die Insekteneier in sinnvollen Einheiten zu verpacken. Diese können so beispielsweise an Kooperationspartner verschickt werden, welche die Mehlwurmaufzucht und gegebenenfalls die Weiterverarbeitung übernehmen. Vor allem landwirtschaftliche Betriebe haben großes Interesse daran bekundet, Insekten selbst als Rohstoff zu erzeugen. "Cepri" ist davon überzeugt, dass durch die Aufteilung der Insektenfarm in eine Ei-Produktion (Nachzucht) und eine Mehlwurmaufzucht, der damit zusammenhängenden Kooperation mit Landwirten, bereits bestehenden Insektenfarmen und weiteren Interessierten Insekten als nachhaltige und wettbewerbsfähige Futter- und Lebensmittelressource erzeugt werden können.

Während des "EXIST-Gründerstipendiums" soll ein vollautomatischer Prototyp des Minilivestock Printers fertiggestellt und dieser patentiert werden. In der Aufzucht werden die Mehlwürmer, die aus den Eiern geschlüpft sind, gefüttert, bis sie das Erntegewicht erreichen. Durch einen vertikalen Aufbau kann hier Fläche eingespart werden. Für die Aufzucht ist die Entwicklung eines umfassenden Monitoring-Systems geplant, mit dem der Gesundheits- und Entwicklungszustand der Mehlwürmer präzise überwacht und ermittelt werden kann, zu welchen Zeitpunkten die Insekten frisches Futter benötigen oder wann sie erntebereit sind. Das Futtermittel hat große Auswirkungen auf den Geschmack, die Nährstoffzusammensetzung und dadurch auf die Qualität der späteren Produkte.
Bei der Aufzucht fallen zusätzlich zu den Mehlwürmern deren Ausscheidungen und die bei der Häutung abgeworfenen Exoskelette als Nebenerzeugnisse an. Diese werden in der Insektenfarm gesammelt und aufgewertet. Die Ausscheidungen können in der Landwirtschaft als organischer Dünger verwendet und aus den Exoskeletten kann Chitin gewonnen werden. Nachdem die erntereifen Insekten vom restlichen Futter und den Ausscheidungen getrennt wurden, werden sie abgetötet und können weiterverarbeitet werden.
Die Weiterverarbeitung orientiert sich an den Bedürfnissen der Kunden. Ziel ist zunächst eine Methode zur Erzeugung eines fein gemahlenen, hellen und geruchsneutralen Insektenmehls mit hohem Proteingehalt. In Zukunft sollen des Weiteren Protein- und Fettisolate hergestellt werden. Die smarte Insektenfarm kombiniert somit technologische und biologische Optimierungen auf innovative Weise, um optimale Bedingungen für die essbaren Insekten zu schaffen und dadurch hochqualitative und preisoptimierte Produkte für Lebensmittelproduzenten herstellen zu können.
Wie kam es zur Umsetzung?
Die Idee zur Gründung kam den Teammitgliedern Lucas Hartmann und Marcel Lieber, als sie sich mit dem Thema alternative Proteinquellen befassten. Schnell war gemeinsam mit Chantal Brandstetter und Leo Flohr ein interdisziplinäres Team gefunden, das sich Anfang 2019 auf das "EXIST-Gründerstipendium" bewarb und im Zeitraum von Juni 2019 bis Mai 2020 gefördert wird. Die Gründung eines Unternehmens soll im Januar 2020 erfolgen.

Die Team-Mitglieder mit ihrem Know-How aus der Biologie, der Lebensmittelchemie und Erfahrungen aus der Insektenzucht lernten sich während des Studiums kennen. Die Abschlussarbeiten mit dem Fokus auf essbare Insekten wurden in Kooperation mit dem Max-Rubner-Institut durchgeführt.
Langfristig erhofft sich das Gründerteam die weltweite Ernährung zu sichern durch hochwertige Lebensmittelzutaten, die mit ihrer intelligenten und nachhaltigen Insektenfarm gewonnen werden.
Kontakt zum Team.
Das ESF-Bundesprogramm "EXIST"
Ziel des ESF-Bundesprogramms "EXIST" ist es, das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu verbessern. Darüber hinaus sollen die Anzahl und der Erfolg technologieorientierter und wissensbasierter Unternehmensgründungen erhöht werden. Das Programm wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.
"EXIST" umfasst drei Förderprogrammlinien:
- Mit "EXIST-Forschungstransfer" werden herausragende forschungsbasierte Gründungsvorhaben, die mit aufwändigen und risikoreichen Entwicklungsarbeiten verbunden sind, gefördert.
- Das "EXIST-Gründerstipendium" fördert die Vorbereitung innovativer Existenzgründungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen, insbesondere die Erstellung eines tragfähigen Businessplans und die Entwicklung marktfähiger Produkte und Dienstleistungen.
- "EXIST-Gründungskultur" wird in Form eines Wettbewerbs "Die Gründerhochschule" durchgeführt. Ziel ist es, hochschulweite Gesamtstrategien zu entwickeln und diese umzusetzen, um eine Gründungskultur und mehr Unternehmergeist an Hochschulen zu etablieren. Im November 2018 ist mit der Richtlinie " EXIST-Potentiale " eine neue Wettbewerbsrunde in "EXIST-Gründungskultur" gestartet. "EXIST-Potentiale" wird ausschließlich vom Bund gefördert.