"Perspektive Wiedereinstieg" - Corona-Spezial: Erfolgreich beraten und coachen in Zeiten der Pandemie

Datum
16.12.2020

Kontakteinschränkungen, Hygieneregeln, Abstand halten: Wie hat sich der Beratungs- und Coachingalltag für Projektträger und Teilnehmende im ESF-Programm "Perspektive Wiedereinstieg - Potenziale erschließen (PWE)" verändert? Die Programmumsetzer von PWE haben dazu beispielhaft Frau Dr. Anne Röthig und Frau Franziska Stahn von der Ziola GmbH befragt.

Zwei Frauen
Dr. Anne Röthig und Franziska Stahn, Ziola GmbH, Eisenach, Thüringen © Ziola GmbH

Im Programm "Perspektive Wiedereinstieg" unterstützt die Ziola GmbH qualifizierte Frauen, die nach der Familienzeit beruflich (neu) durchstarten, sich vom Teilzeit- oder Minijob in eine vollzeitnahe bzw. sozialversicherungspflichtige Beschäftigung verbessern, nach der Familienphase wieder in ihren erlernten Beruf einsteigen wollen oder Hilfestellung bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf brauchen. Gleichzeitig bietet die Ziola GmbH Coaching und Beratung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Unternehmen.

perspektive-wiedereinstieg.de: Wie haben Sie im Projekt die Corona-Krise gemeistert?

Dr. Anne Röthig: Vor allem gemeinsam im Team und mit viel Mut! Wir haben regelmäßig Kontakt zu unseren Teilnehmenden gehalten und fanden es sehr spannend von jetzt auf gleich auf Online-Beratung umzustellen. Gerne hätten wir auch mehr Video-Beratungen durchgeführt, dies war allerdings nur begrenzt möglich, da vielen unserer Teilnehmenden die technischen Voraussetzungen hierfür fehlten. Unser Träger hat sich sehr gut um seine Beschäftigten gekümmert, sodass wir nicht in Kurzarbeit gehen mussten und uns weiterhin zuverlässig um unsere Teilnehmenden kümmern konnten.

perspektive-wiedereinstieg.de: Was haben sie gelernt, verändert, wahrgenommen?

Franziska Stahn: Wir haben gelernt, dass es immer Wege gibt, die man beschreiten kann, die vorher undenkbar waren. Alles wurde bei uns plötzlich digital und es bestand eine große Offenheit, Neues auszuprobieren. Das war toll! Auch unsere Teilnehmenden waren sehr an einem Austausch interessiert und dankbar dafür, dass wir für sie erreichbar waren. Meist haben sie den Kontakt selbst eingefordert und um Beratungsgespräche gebeten. Glücklicherweise konnten wir alle Teilnehmenden halten.

perspektive-wiedereinstieg.de: Welche Wege der Kommunikation und Begleitung haben Sie mit Ihren Teilnehmenden gefunden?

Dr. Anne Röthig: Wir haben viel telefonisch beraten, per E-Mail oder später auch im Freien. Darüber hinaus haben wir zwei tolle, sehr umfangreiche Corona-Care-Booklets erstellt, die super angekommen sind.

perspektive-wiedereinstieg.de: Corona-Care-Booklets, können Sie kurz beschreiben, was sich hinter dieser Idee verbirgt und wie Sie diese Idee umgesetzt haben?

Dr. Anne Röthig: Die Corona-Pandemie führte stellenweise in unserer Gesellschaft sowie im Kreise unserer Teilnehmenden zu sozialer Abgrenzung, Verwirrung und Angst. In Gesprächen wurden uns immer wieder Situationen gespiegelt, die das Leben unserer Klientinnen und Klienten erschwerten. Im Team sowie im gesamten Unternehmen war es uns deshalb ein Anliegen, unsere Teilnehmenden hochwertig zu informieren, ihnen Anregungen für den Alltag zu bieten und sie wissen zu lassen, dass sie nicht allein sind.

Vieles konnten wir durch Telefongespräche, Online- und Mail-Beratung in Zeiten der Lernortverlagerung auffangen. Was fehlte, oft aber gewünscht wurde, waren kreative Alltagsideen und seriöse Informationsquellen, sodass uns die Idee kam, ein Corona-Care-Booklet 1 und 2 für unsere Projekte zu entwickeln. Beschäftigte aus verschiedenen Arbeitsfeldern haben für das Booklet originelle Ideen recherchiert, gezeichnet, geschrieben und entwickelt, um unsere Teilnehmenden gut durch die Corona-Zeit zu begleiten.

perspektive-wiedereinstieg.de: Was beinhalten diese Booklets?

Franziska Stahn: Die Corona-Care-Booklets enthalten drei Themenschwerpunkte, welche in den beiden Auflagen unterschiedlich umgesetzt wurden:

  • Seriöse Informationsquellen, Hotlines und 24h-Unterstützung rund um das Thema Corona, Kontaktdaten zum Elterntelefon oder zur Telefonseelsorge etc.
  • Möglichkeiten zur (Selbst-)Fürsorge, wie z. B. Informationen zur Nachbarschaftshilfe im Wartburgkreis, Übungen, wie man fit und kreativ durch die Zeit der Kontakteinschränkungen kommt, und zur Achtsamkeit, Hilfe bei der Aufrechterhaltung von Alltagsstrukturen etc.
  • Informationen insbesondere für die Familien mit Kindern wie z. B. kreative Ideen für die Freizeitgestaltung während der Pandemie, Organisation des Alltags mit einem Familienplaner, Anleitungen zum Basteln, für Rätsel, zur Herstellung von Knetmasse oder Seife etc.

perspektive-wiedereinstieg.de: Wem haben Sie diese Booklets wie zukommen lassen?

Franziska Stahn: Wir haben unseren Teilnehmenden das Corona-Care-Booklet insbesondere auf digitalem Weg zukommen lassen. War dies wegen fehlender technischer Voraussetzungen nicht möglich, haben wir es auf dem Postweg versandt.

perspektive-wiedereinstieg.de: Gab es Resonanz auf die Booklets und wenn ja, wie ist diese ausgefallen?

Dr. Anne Röthig: Wir haben sehr positive Rückmeldungen erhalten, weshalb es uns später am Herzen lag, eine zweite Ausgabe zu erstellen. Die Teilnehmenden haben sich gut informiert gefühlt und viele der kreativen Ideen umgesetzt. Ein Auszug einer Antwort via Mail: "Vielen Dank für das süße Buch. Viele Ideen haben wir umgesetzt und am besten hat uns der Zoobesuch im Livestream gefallen. Meine Tochter und ich haben auch Seife selbst gemacht nach der Anleitung. Das war total cool und einfach. Wir werden bestimmt noch ein bisschen was ausprobieren und dann gebe ich Ihnen mal Bescheid. Danke auf jeden Fall und ich hoffe wir können uns auch irgendwann mal wieder persönlich sehen."

perspektive-wiedereinstieg.de: Was nehmen Sie aus dieser Zeit für die Zukunft mit?

Dr. Anne Röthig: Einen engeren sozialen Kontakt und einen Riesenfortschritt im Digitalen.

perspektive-wiedereinstieg.de: Herzlichen Dank für das tolle Gespräch!

Die Ziola GmbH

Die Ziola GmbH ist seit 1991 als Dienstleister für Beratung und Weiterbildung in der Wartburgregion und im Landkreis Gotha vernetzt. Sie ist zertifizierter Weiterbildungsträger und verfügt über das Gütesiegel für Bildungsträger zur Ausbildung von Tagespflege-personen. Schwerpunkte sind u. a. sozialpädagogische Begleitung und individuelles Coaching von Berufsrückkehrerinnen, Alleinerziehenden, Bedarfsgemeinschaften mit Kindern. Coaching, Trainings und Seminare in bundesweiten Unternehmen runden das Portfolio der Ziola GmbH ab.

Das ESF-Bundesprogramm "Perspektive Wiedereinstieg - Potenziale erschließen" (PWE)

Das Programm "Perspektive Wiedereinstieg - Potenziale erschließen" wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Das Programm unterstützt bis zum Jahr 2021 Träger- und Trägerverbünde dabei, Frauen und Männern nach einer familienbedingten Erwerbsunterbrechung mit Aktivierungs-, Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen die Rückkehr in das Berufsleben zu erleichtern. Bislang konnten fast 8.600 Teilnehmerinnen gefördert werden.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Website des Programms.

Auszug aus dem ESF-Newsletter