IQ Good Practice-Beispiel "Projektintegrierte Praxisanleitung"

Datum
16.12.2020

Die zentral organisierte "Projektintegrierte Praxisanleitung" entlastet Pflegebetriebe, die Anpassungsqualifizierungen für Fachkräfte mit ausländischen Qualifikationen durchführen. Damit wird der Weg geebnet für die berufliche Anerkennung der Teilnehmenden. Die "Projektintegrierte Praxisanleitung" wird erfolgreich im "IQ"-Netzwerk Saarland eingesetzt und mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sowie des Europäischen Sozialfonds finanziert.

Ausbildungsbetriebe haben oft keine Kapazitäten, um Praxisanteile zu ermöglichen

Ein zentrales Element von Anpassungsqualifizierungen für Pflegefachkräfte ist die "angeleitete Praxis". Sie dient dazu, fehlende Praxiszeiten der Ausbildung im Herkunftsland auszugleichen. Die angeleitete Praxis findet in den Gesundheitsbetrieben statt. Die Teilnehmenden haben so die Gelegenheit, unter Anleitung einer*eines Ausbilders*in, ihr theoretisches Wissen im direkten Umgang mit einem Patienten anzuwenden. Für die Praxisstellen ist es aber aus Kapazitätsgründen oft schwierig bis unmöglich, eigenes Personal zu stellen, das die Anleitungen durchführt.

Illusstration Krankenhaus
Die "Projektintegrierte Praxisanleitung" entlastet Ausbildungsbetriebe bei Anpassungsqualifizierungen für Fachkräfte mit ausländischem Abschluss. © Förderprogramm IQ/RockAByte GmbH

Zentrale Projektintegrierte Praxisanleitung (PiP): Entlastung für Betriebe und einheitliche Qualität

Um diesen Engpass zu überwinden, hat das "IQ"-Teilprojekt "Anpassungsqualifizierung für Pflegekräfte mit im Ausland erworbener Qualifikation" des Trägers SHG Bildung gGmbH eine zentrale "Projektintegrierte Praxisanleitung" (PiP) initiiert, die in allen Praxisbetrieben die Anleitung übernimmt. So erhalten die Teilnehmenden im Anerkennungsprozess den notwendigen Ausgleich für fehlende Ausbildungszeiten. Überdies werden die Betriebe entlastet und gleichzeitig die Qualität über verschiedene Praxisstellen gesichert. Zusätzlich fungiert die "Projektintegrierte Praxisanleitung" als Vermittlerin im Umgang mit Sprachbarrieren und kultursensibler Kommunikation. Das Absolvieren einer einschlägigen Schulung ermöglicht die adressatengerechte Vermittlung der Inhalte. Die PiP koordiniert die praktischen Anleitungen nach den Bedarfen der Teilnehmenden.

Zentral für den erfolgreichen Einsatz der PiP ist der Aufbau einer Vertrauensstellung im Praxisbetrieb. Erst durch das erworbene Vertrauen wird gewährleistet, dass die PiP die fachlichen Anforderungen der Einrichtung vollumfänglich erfüllt, sich einbringt, ohne sich ungefragt in die Abläufe vor Ort einzumischen, und darüber hinaus Verschwiegenheit garantiert.

Schnittstelle zwischen Qualifizierungsprojekt, Praxisstelle und Teilnehmenden

Die "Projektintegrierte Praxisanleitung" hat sich im Projektalltag bewährt. Sie ist eine wichtige Schnittstelle zwischen Qualifizierungsprojekt, Praxisbetrieb und Teilnehmenden. Sie erhöht die Kapazitäten, sorgt für reibungslosere Abläufe und einheitliche Qualität in den Praxisanteilen der Anpassungsqualifizierungen. Dies bestätigen auch die sehr positiven Resonanzen aller Beteiligten. Die Teilnehmenden fühlen sich besser betreut, erlernen schneller Kompetenzen und verbessern ihren Status, da sie durch das Mentoring der PiP nicht mehr als "Praktikant*innen" wahrgenommen werden. Die Anleiter*innen vor Ort schätzen die Entlastung sowie den kollegialen Austausch und die Betriebsleitungen sind dankbar für die externe Unterstützung.

Zum Download dieses IQ Good Practice gelangen Sie hier: Projektintegrierte Praxisanleitung

Das Konzept "Projektintegrierte Praxisanleitung" wurde vom Förderprogramm "IQ" als "IQ Good Practice" ausgezeichnet. Zu allen innovativen, nachhaltigen sowie transferfähigen Ansätzen von "IQ"-Teilprojekten und ihre erfolgreichen Umsetzungen erstellt das Förderprogramm Infoblätter. Schon in der Förderrunde 2015-2018 wurden insgesamt 38 "IQ Good Practice"-Infoblätter verfasst, die sich in vier verschiedenen Handreichungen an Arbeitsverwaltungen, Beratungsstellen, Bildungsdienstleister und Unternehmen richten, um einen systematischen Transfer zu fördern. Dabei geht es insbesondere darum, dass erprobte Ansätze wie z. B. Konzepte oder Formate innerhalb und außerhalb des Förderprogramms "IQ" weiter genutzt, verbreitet und nachhaltig verankert werden. Die Reihe der Infoblätter wird in der aktuellen Förderperiode 2019-2022 fortgesetzt. Alle Ausgaben der "IQ Good Practice-Reihe" stehen online zum Download zur Verfügung.

Das Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)" arbeitet seit 2005 an der Zielsetzung, die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Von zentralem Interesse ist, dass im Ausland erworbene Berufsabschlüsse - unabhängig vom Aufenthaltstitel - häufiger in eine bildungsadäquate Beschäftigung münden.

Das in allen 16 Bundesländern mit etwa 380 Teilprojekten aktive Förderprogramm "IQ" hat sich in den vergangenen Jahren als wichtige Adresse für Zugewanderte und Geflüchtete erwiesen, die eine Arbeitsmarktintegration anstreben. Es wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA).

Bis März 2020 wurden 426.000 Beratungen durchgeführt und bis Dezember 2019 wurden rund 20.000 Qualifizierungen begonnen.

Weitere Informationen zum Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)" stehen auf dem ESF-Portal sowie auf der Website des Programms.

Auszug aus dem ESF-Newsletter