Strom - auch wenn die Sonne nicht scheint?!

Datum
29.10.2020

Strom bei Sonne oder Wind zu erzeugen, das ist heute nichts Besonderes mehr. Aber wie kann die Energieversorgung sichergestellt werden, wenn es nicht sonnig ist und kein Wind weht? Diesen Fragen stellte sich das durch das ESF-Bundesprogramm "EXIST" geförderte Jungunternehmen "Hypnetic" mit der Entwicklung einer innovativen Energiespeicher-Lösung.

Drei Männer
Die Firmengründer (v.l.) Alexander Börgel, Eugen Zukin, Niko Dalke. © Hypnetic GmbH

"Hypnetic" ist ein technologisch orientiertes Start-up aus dem Gründernetzwerk der Region Hannover, das den Markteintritt 2021 schaffen möchte. Finanziert wird es mit einer Anschubfinanzierung von 130.500 EUR aus dem "EXIST-Gründerstipendium" durch den ESF und das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Das Konzept der Energiespeicherung wurde mit Unterstützung der Leibniz-Universität Hannover entwickelt und konnte den Sonderpreis "Hochschule & Wissenschaft" des Gründerwettbewerbes "Startup-Impulse" der Wirtschaftsförderung Hannover gewinnen.

Energieintensive Industrieunternehmen - wie z.B. in der Stahl-, Chemie-, Baustoff- und Papierindustrie - geben jährlich nach eigenen Angaben mehr als 17 Mrd. EUR für Energie aus. Hier kann mit den "Pumpspeichern to Go" von "Hypnetic" durch Lastkappung und Optimierung des Eigenverbrauchs massiv Geld eingespart werden.

Die bisher meistgenutzte Möglichkeit, Energie zu speichern, stellen klassische Pumpspeicherwerke dar. Bei Energieüberschuss wird Wasser von einem tiefer gelegenen Reservoir wie zum Beispiel einem Stausee in ein höheres Becken gepumpt und dort "geparkt". Besteht dann Energiebedarf, wird das Wasser über Turbinen zur Stromerzeugung wieder nach unten abgelassen. Dieses Verfahren benötigt viel Platz und entsprechende topografische Voraussetzungen, damit die Turbinen auf Touren kommen. In den vergangenen Jahren stagnierte der Ausbau von Pumpspeichern, da viele günstige Standorte bereits genutzt werden.

Techn. Schaubild
Der Energiespeicher von Hypnetic kann aufgrund seiner flexiblen und vollständig unabhängigen Dimensionierung von Leistung und Kapazität auf einen sehr großen Anwendungsbereich ausgelegt werden. © Hypnetic GmbH

Nutzt man jedoch Druckluft für die Energiespeicherung mithilfe einer Flüssigkeit anstelle vom Höhenunterschied klassischer Pumpspeicherkraftwerke, eröffnen sich interessante Perspektiven für eine wirtschaftliche und ökologisch nachhaltige Nutzung.
Durch den relativ hohen Druck von bis zu 350 bar kann der Energiespeicher auch bei kleinen Durchflüssen hohe Leistungen bereitstellen. Deshalb kann "Hypnetic" relevante Strommengen schon ab Kleiderschrankgröße und unabhängig von geografischen Gegebenheiten dezentral und flexibel skalierbar zur Verfügung stellen. Dabei verzichtet "Hypnetic" auf seltene Erden oder kritische Ressourcen und unterstützt die Einbindung von Solar- und Windkraft in das Stromnetz.

Unternehmen können durch diese ressourcenschonenden Energiespeicher auf hydropneumatischer Basis und dank der Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Maximierung des Wirkungsgrades und der Wartung ihre Kosten für die Energiebeschaffung durch entsprechende Kappung der Spitzenlasten senken und somit etwas für die Umwelt und auch was für ihr "Green Marketing" tun. Windparkbetreiber könnten z.B. ihr Energieangebot gewinnbringender verkaufen und gleichzeitig zur Netzstabilisation beitragen. Die Gewinne sind also mannigfaltig.

Das ESF-Bundesprogramm "EXIST"

Ziel des ESF-Bundesprogramms "EXIST" ist es, das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu verbessern. Darüber hinaus sollen die Anzahl und der Erfolg technologieorientierter und wissensbasierter Unternehmensgründungen erhöht werden. "EXIST" umfasst drei Förderprogrammlinien:

  • Mit "EXIST-Forschungstransfer" werden herausragende forschungsbasierte Gründungsvorhaben, die mit aufwändigen und risikoreichen Entwicklungsarbeiten verbunden sind, gefördert.
  • Das "EXIST-Gründerstipendium" unterstützt die Vorbereitung innovativer Existenzgründungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen, insbesondere die Erstellung eines tragfähigen Businessplans und die Entwicklung marktfähiger Produkte und Dienstleistungen.
  • "EXIST-Gründungskultur" wird in Form eines Wettbewerbs "Die Gründerhochschule" durchgeführt. Ziel ist es, hochschulweite Gesamtstrategien zu entwickeln und diese umzusetzen, um eine Gründungskultur und mehr Unternehmergeist an Hochschulen zu etablieren. Im November 2018 ist mit der Richtlinie "EXIST-Potentiale" eine neue Wettbewerbsrunde in "EXIST-Gründungskultur" gestartet. "EXIST-Potentiale" wird ausschließlich vom Bund gefördert.

Weitere Informationen zum ESF-Förderprogramm "EXIST" finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite des BMWi.

Auszug aus dem ESF-Newsletter