Pflegewissen dank Spiele-App: Interdisziplinäres Team entwickelt "Take Care"

Datum
02.04.2020

Spiele machen nicht nur Spaß, man kann dabei auch richtig was lernen - zum Beispiel verschiedene Pflegesituationen zu meistern. So zumindest bei "Take Care", einer Spiele-App, die gemeinsam von der Fachhochschule Münster, der Hochschule Vallendar und einem Entwicklungsteam für innovative Bildungslösungen entwickelt wurde. Sie verknüpft als sogenanntes Serious Game Elemente des digital gestützten Spielens mit pädagogisch begründeten Lernzielen und sorgt so für einen noch besseren Theorie-Praxis-Transfer. Das Lernspiel ist jetzt kostenfrei in den App-Stores verfügbar.

Ein Tablet
Das ist Sabrina - eine von mehreren animierten Figuren, sie ist eine Praktikantin im Pflegeheim. © FH Münster/Katharina Kipp

Entwickelt, erprobt und evaluiert wurde "Take Care" von einem interdisziplinären Projektteam um Prof. Dr. Nadin Dütthorn vom Fachbereich Gesundheit und Prof. Dr. Bernward Hoffmann vom Fachbereich Sozialwesen (Fachhochschule Münster), der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar und der Ingenious Knowledge GmbH. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Europäische Sozialfonds (ESF) haben das Forschungsprojekt mit dem Namen "Game based learning in nursing - spielerisch lernen in authentischen, digitalen Pflegesimulationen (GaBa_LEARN)" gefördert.

Drei Personen in einer Besprechung
An der FH Münster haben (v.li.) Prof. Dr. Nadin Dütthorn, Sebastian Schünemann und Prof. Dr. Bernward Hoffmann an der Entwicklung von "Take Care" mitgearbeitet. © FH Münster/Katharina Kipp

"Wir haben digitale Pflegesimulationen entwickelt, mit denen Lernende komplexe Berufssituationen im Pflegealltag erproben und einüben. Dabei geht es vor allem um die Aneignung komplexer Kompetenzen der individuellen Entscheidungsfindung und situations-angemessener Kommunikation", erklärt Projektleiterin Prof. Dütthorn. Im Spiel trifft der Schüler als animierte Figur einer examinierten Pflegekraft auf verschiedene an Demenz erkrankte Bewohnerinnen und Bewohner eines Pflegeheims. In Interaktion mit ihnen und dem Pflegepersonal lernt der Spieler schnell, mit den unterschiedlichsten Situationen fertig zu werden.

Zum Beispiel, wenn ein Bewohner Scheu hat, sich beim Waschen helfen zu lassen. "Situationen wie diese sind alltäglich in Pflegeheimen und "Take Care" bereitet spielerisch darauf vor", sagt Sebastian Schünemann, ein Mitarbeiter im Forschungsprojekt. Der Spieler erhält mehrere Antwortmöglichkeiten zur Auswahl und kann damit das weitere Geschehen maßgeblich beeinflussen. "Wer 'Take Care' spielt, sieht direkt die Konsequenzen seiner Kommunikation oder seines Handelns - ohne dabei die pflegebedürftigen Menschen oder sich selbst zu gefährden", ergänzt Dütthorn. Zum Spiel- und Lernspaß gehöre es aber auch, einmal unangemessene Reaktionen auf typische Pflegesituationen ausprobieren zu dürfen, so die Professorin.

Ein Tablet
Wer "Take Care" spielt, interagiert mit den Bewohner*innen eines virtuellen Pflegeheims und dem Personal - und lernt schnell, mit den unterschiedlichsten Situationen fertig zu werden. © FH Münster/Katharina Kipp

Insgesamt drei Jahre lang haben die Wissenschaftler an dem interdisziplinären Projekt gearbeitet. Bei der Entwicklung, Erprobung und Evaluation des Lernspiels ist das Team aber auch an Grenzen gestoßen. "Die nahezu unendliche Anzahl an beruflichen Interaktionen und die daraus resultierenden Konsequenzen lassen sich dann technisch eben doch nicht vollständig abbilden", so Medienpädagoge Prof. Hoffmann vom Fachbereich Sozialwesen. Außerdem schwierig: Medienpädagogische Elemente des Spielens sollten eingebracht werden, gleichzeitig aber fachlich-kommunikative Aspekte, wie etwa realistische Dialoge, nicht zu kurz kommen. "Das hat uns alle ganz schön gefordert", resümiert Hoffmann.

Jetzt ist das geschafft, die App liegt vor. Das Thema aber wird vom Forscherteam, ergänzt um Medienpädagoge Prof. Dr. Eik Tappe vom Fachbereich Sozialwesen, weiterbearbeitet: Aktuell beschäftigen sich die Partner mit den grundlegenden Bedingungen, wie digitale Medien in beruflichen Bildungsprozessen bestmöglich eingesetzt werden können und welche Faktoren dann bei Lernstandsanalysen zu beachten sind. Mehr zum Lernspiel "Take Care" erfahren Interessierte unter http://eduproject.eu/gabalearn/.

Das Forschungsprojekt "Game based learning in nursing - spielerisch lernen in authentischen, digitalen Pflegesimulationen (GaBa_LEARN)" wurde von 2016 bis 2019 von der Förderlinie "Digitale Medien in der beruflichen Bildung" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Aktuell läuft ein sich daran anschließendes BMBF-Forschungsprojekt "LernStandPD".

Auszug aus dem ESF-Newsletter