"Break records, not bones" - das ESF geförderte Start-up DALION Watersports entwickelt erste Sicherheitsbindung für den Wassersport
Weltneuheit reduziert Verletzungsrisiko - "DALION Watersports" setzt neue Sicherheitsstandards
- Datum
- 15.05.2020
Allein beim Kitesurfen verletzen sich weltweit jährlich rund 80.000 Sportler*innen, weil ihr Fuß bei einem Sturz am Brett fixiert bleibt. Diese Verletzungen sollen in Zukunft Geschichte sein: Auf der weltgrößten Sportmesse ISPO Munich im Januar 2020 präsentierte das deutsche ESF-geförderte Start-up "DALION Watersports" die erste Sicherheitsbindung.
"Wir haben eine kraftgesteuerte Auslösebindung entwickelt, die vor Rotationsverletzungen im Fußbereich schützt", erklärt Erfinder und Geschäftsführer des Start-ups, Thomas Lischke. Die Bindung mit dem zum Patent angemeldeten Auslösemechanismus bietet zudem eine bessere Kontrolle über das Board und ein stabileres Fahrverhalten als herkömmliche Bindungen. Das Ziel des Start-ups: Ähnlich wie beim Skifahren soll die Sicherheitsbindung zum weltweiten Standard werden, getreu dem firmeneigenen Motto "break records, not bones".
"Es geht hier um die Frage, wie Technologie zum Nutzen der Menschen eingesetzt werden kann, indem Verletzungen vermieden werden", erklärt Lischke. Fuß- und Knöchelverletzungen treten im Wassersport am häufigsten auf. In zahlreichen sportwissenschaftlichen Studien werde daher mehr Gesundheitsschutz gefordert.
Eigene Verletzung als Motivation
Als Lischke nach Aufnahme des MBA-Entrepreneurship-Studiums an der Technischen Hochschule Deggendorf für eine Projektarbeit nach einer Geschäftsidee suchte, erinnerte er sich an seinen Sportunfall im Sommer 2017: Er hatte sich beim Kite-Sufen am Gardasee den Unterschenkel gebrochen und nahm dies zum Anlass, eine Bindung zu entwickeln, die solche Unfälle verhindert. Bei diesen sogenannten One-Footer-Verletzungen rutscht ein Fuß aus der Schlaufe, während der andere in der Bindung verbleibt. Die Hebelkräfte des Bretts führen anschließend zur Verletzung.
Gemeinsam mit dem MBA-Absolventen Markus Zaglmann gründete Lischke im Herbst 2019 das Unternehmen "DALION Watersports". Es wird im Rahmen des "EXIST"- und WIPANO-Programms durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Beim weltweit größten Wettbewerb für Start-ups in der Sportbranche ISPO Brandnew wurde "DALION Watersports" als einer der vielversprechendsten Newcomer ausgezeichnet.

Hintergrund
Generell werden bei Kite- und Wakeboards Bindungen mit Boots und Schlaufenbindungen verwendet. Das Risiko von Verletzungen der Wirbelsäule aufgrund eines abrupten Abbremsens des Körpers im Falle eines missglückten Sprungs hält viele Sportler davon ab, mit Boots zu fahren. Zudem steigt das Risiko des Ertrinkens, da sich die Beine nicht aus den Boots lösen können. Darüber hinaus kann es bei festen Bindungen zu starken Verletzungen des Kniegelenks kommen.
Bei Schlaufenbindungen dagegen ist das Steckenbleiben eines Fußes in einer der Schlaufen ein großes Problem. Dieses kann im normalen Fahrbetrieb auftreten, während und nach einem Sprung oder einem anderen Manöver. Dabei löst sich ein Fuß aus der Schlaufe, während der andere in der Schlaufe stecken bleibt. Aufgrund einer Torsion des Boards wird der Fuß dabei zusätzlich festgehalten, da sich die Schlaufe durch die Rotation verdreht und damit verkürzt. Es entsteht ein hohes Risiko für den Nutzer, da nun das Kiteboard als Hebel auf die unteren Extremitäten wirkt. Die dabei auftretenden Verletzungen reichen von Dehnungen, Verstauchungen, Knieverletzungen, Bänderrissen, Fußgewölbeverletzungen bis hin zu komplexen Verletzungen des Sprunggelenks, Dislokationen und komplexen Unterschenkelbrüchen.
Bei gewöhnlichen Schlaufenbindungen wurde bislang versucht, über die Geometrie der Fußauflage und der Schlaufe das Herausgleiten des Fußes zu vereinfachen, beispielsweise durch eine lediglich leichte Fixierung. Auf diese Weise reduziert sich jedoch die Kontrolle über das Board. Bei einer festen Fixierung der Schlaufen sind die Füße wiederum in der Bindung gefangen.
Keiner der bislang existierenden Bindungstypen führt zu einer signifikanten Reduktion der Verletzungen.
So funktioniert die Sicherheitsbindung von "DALION Watersports"
Der einzigartige Auslösemechanismus von "DALION" ermöglicht eine Freigabe des Fußes, bevor durch eine Rotationsbewegung schwere Verletzungen drohen. Durch die Krafteinwirkung infolge der Rotation löst sich die Fußlasche von der Fußplatte.
Als besonderes Merkmal der Sicherheitsbindung stechen die gelben Freigabevorrichtungen, sogenannte "Winglets", ins Auge. Sie werden durch die Rotationsbewegung des Fußes jeweils nach außen gedrückt und lösen auf diese Weise den Mechanismus aus. Die Sicherheitsbindung ist individuell einstellbar und für alle gewöhnlichen Boards geeignet.


Das ESF Programm „EXIST“
Ziel des "EXIST-Programms" ist die Verbesserung des Gründungsklimas an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Darüber hinaus sollen die Anzahl und der Erfolg technologieorientierter und wissensbasierter Unternehmensgründungen erhöht werden. "EXIST" ist das gleichnamige Nachfolgeprogramm der ESF-Förderperiode 2007-2013.
"EXIST" umfasst drei Förderprogrammlinien:
Mit "EXIST-Forschungstransfer" werden herausragende forschungsbasierte Gründungsvorhaben, die mit aufwändigen und risikoreichen Entwicklungsarbeiten verbunden sind, gefördert.
Mit "EXIST-Gründerstipendium" wird die Vorbereitung innovativer Existenzgründungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen, insbesondere die Erstellung eines tragfähigen Businessplans und die Entwicklung marktfähiger Produkte und Dienstleistungen, gefördert.
"EXIST-Gründungskultur" wird in Form eines Wettbewerbs "Die Gründerhochschule" durchgeführt. Ziel ist es, hochschulweite Gesamtstrategien zu entwickeln und diese umzusetzen, um eine Gründungskultur und mehr Unternehmergeist an Hochschulen zu etablieren.
Im November 2018 ist mit der Richtlinie "EXIST-Potentiale" eine neue Wettbewerbsrunde in "EXIST-Gründungskultur" gestartet. "EXIST-Potentiale" wird ausschließlich vom Bund gefördert.