Arbeitswelten Selbständiger im Fokus

Datum
16.12.2021

Am 13. September starteten das "Haus der Selbstständigen (HDS)" mit Sitz in Leipzig und die Initiative KREATIVES SACHSEN (KS) das gemeinsame Projekt "Selbstständige Arbeitswelt gestalten". Im Fokus der Arbeit stehen Fragen der sozialen Sicherung und die Einkommenssituation insbesondere von Solo-Selbstständigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft. In Anwesenheit des Sächsischen Staatsministers für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Martin Dulig, und des Leiters der Grundsatzabteilung im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Nermin Fazlic, unterzeichneten die Projektleitenden Gerlinde Vogl (HDS) und Christian Rost (KS) den Kooperationsvertrag.

Das "HDS" unterstützt KS bei der Erarbeitung einer Fachexpertise zur Lage von Solo-Selbstständigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen. Im Ergebnis soll ein Online-Dossier entstehen, das die vorhandenen Daten und den aktuellen Stand der Fachdebatte mit Erfahrungsberichten und Ergebnissen aus fünf Dialogforen mit sächsischen Kultur- und Kreativschaffenden zusammenbringt. Parallel dazu werden Solo-Selbstständige in den Handlungsfeldern Existenzsicherung, Neuorientierung und Weiterbildung dabei unterstützt, die individuellen Handlungsspielräume in Sinne einer nachhaltigen Sicherung ihrer selbstständigen Erwerbstätigkeit zu nutzen.

Nermin Fazlic begrüßte die Zusammenarbeit des "Hauses der Selbstständigen" mit KREATIVES SACHSEN: "Das Bundesarbeitsministerium unterstützt Selbstständige und insbesondere Solo-Selbstständige in den ostdeutschen Bundesländern gezielt dabei, die großen Veränderungsprozesse zu bewältigen und sich zukunftsfest aufzustellen. Deswegen ist es sehr gut, dass diese Kooperation auch in Zukunft intensiv fortgesetzt wird."

Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig betonte: "Solo-Selbstständige sind eine wichtige Gruppe von Wirtschaftsakteuren, deren Belange ernst genommen werden müssen. Das hat uns die Corona-Krise besonders deutlich gemacht. Deshalb fördert das Wirtschaftsministerium Pilotmaßnahmen zur Unterstützung von Solo-Selbstständigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft." Er unterstrich die nachhaltigen Bemühungen in Sachsen, diesen Wirtschaftszweig zu stärken: "Ich freue mich, dass wir mit dem "HDS" eine Anlaufstelle haben, die Solo-Selbstständige aus allen Branchen bei der Vernetzung und Vertretung ihrer Interessen unterstützt."

90.000 Solo-Selbstständige in Sachsen

Solo-selbstständig tätig sind in Sachsen rund 90.000 Menschen - das sind fast so viele Beschäftigte wie in der sächsischen Autoindustrie (inkl. Zulieferbetriebe). Davon arbeitet rund ein Drittel in der Kultur- und Kreativwirtschaft.

Die Corona-Pandemie hat zu massiven Einkommenseinbußen unter Solo-Selbstständigen geführt. Die Erwerbssituation und soziale Absicherung Selbstständiger in der Kultur- und Kreativwirtschaft, geprägt von hybriden Beschäftigungsverhältnissen, oftmals wechselnd zwischen selbstständiger und abhängiger Tätigkeit, war bereits vor Corona Gegenstand wissenschaftlicher Analysen - für den bundesweiten Kontext zuletzt beispielsweise im Rahmen der durch den Deutschen Kulturrat vorgelegten Studie "Frauen in Kultur und Medien". Auch der Zweite Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht für den Freistaat Sachsen (SMWA & SMWK) beleuchtet die arbeitsmarktpolitische Situation. Der durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) berufene unabhängige Rat der Arbeitswelt widmet sich in seinem ersten Arbeitswelt-Bericht auch Erwerbsformen in der Krise und fragt: "Wie geht es nach der COVID-19-Pandemie mit der Solo-Selbstständigkeit weiter?". Der Rat sieht Handlungsbedarf hinsichtlich der Sichtbarkeit und Unterstützung von Solo-Selbstständigen, die einen wertvollen Beitrag zur Volkswirtschaft leisten, und regt eine Debatte zur Ausgestaltung ihrer sozialen Absicherung an. Hier setzt das neue Kooperationsvorhaben von "HDS" und KS an.

Das "Haus der Selbstständigen (HDS)"

Das "Haus der Selbstständigen (HDS)" wird im Rahmen des Programms "Zukunftszentren" aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales gefördert. Es bringt Solo-Selbstständige, ihre Interessengemeinschaften, Initiativen und Verbände branchenübergreifend zusammen und bietet ihnen eine Anlaufstelle in Ostdeutschland. Damit schafft das "HDS" einen neuen und erweiterten Gestaltungsraum zur statusbezogenen Interessenvertretung, eröffnet neue Zugänge zu Information und Beratung sowie zur analogen und virtuellen Vernetzung. Begleitend werden die Bedarfe Solo-Selbstständiger erhoben und evaluiert, zielgruppenspezifische Lehr- und Lernmethoden entwickelt und erprobt.

Die Initiative KREATIVES SACHSEN

Die Initiative KREATIVES SACHSEN ist Impulsgeber für Kultur- und Kreativschaffende in ganz Sachsen. Die Initiative vernetzt, informiert und unterstützt, begleitet neue Ideen und eröffnet Perspektiven für Kooperationen. KREATIVES SACHSEN setzt sich für mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung der Kultur- und Kreativwirtschaft ein und bietet Weiterbildungen, Netzwerkveranstaltungen und kostenfreie Beratungen an, um die Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen produktiv und nachhaltig zu unterstützen. Deutschlandweit ist KREATIVES SACHSEN die erste Organisation, die von den Mitgliedern der Verbände Kreatives Chemnitz, Wir gestalten Dresden, Kreatives Leipzig, Kreatives Erzgebirge und Kreative Lausitz selbst zur Stärkung der Branche getragen wird. Träger von KREATIVES SACHSEN ist der Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V.

Das ESF-Programm "Zukunftszentren - Unterstützung von KMU, Beschäftigten und Selbständigen bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Gestaltungsansätze zur Bewältigung der digitalen Transformation" (kurz: "Zukunftszentren")

Die rapide voranschreitende Digitalisierung und der zunehmend spürbare demografische Wandel verändern unsere Arbeitswelt gravierend. Dies bietet gerade für kleine und mittlere Unternehmen neue Chancen und Wachstumsaussichten. Gleichzeitig besteht ein enormer Anpassungsdruck. In besonderem Maße und schon deutlich früher sind die ostdeutschen Bundesländer mit den Herausforderungen des demografischen und digitalen Wandels konfrontiert. Hier stellt sich die Frage: Wie können Unternehmen und Beschäftigte sowie Selbstständige dabei unterstützt werden, diese Wandlungsprozesse zu meistern? Genau an dieser Stelle kommen die "Zukunftszentren" ins Spiel.

Die "Zukunftszentren" verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz: sie richten sich sowohl an Unternehmen und ihre Beschäftigten als auch an Selbstständige, insbesondere Solo-Selbstständige. In jedem ostdeutschen Bundesland ist ein " Regionales Zukunftszentrum" (RZ) entstanden, um die unterschiedlichen Bedarfe der Regionen und Branchen differenziert in den Blick zu nehmen. Ein übergeordnetes " Zentrum digitale Arbeit ", das federführend von Arbeit und Leben Sachsen e.V. betrieben wird, bündelt das Wissen und sorgt für einen bundesweiten Austausch. Mit dem "Haus der Selbstständigen" werden Informationen zur Gründung von Interessenvertretungen und zu selbstregulierenden Verfahren für Solo-Selbstständige und Plattformbeschäftigte bereitgestellt.

Qualifizierung im Betrieb neu denken und erproben

Mit dem Programm "Zukunftszentren" unterstützt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die ostdeutschen Bundesländer gezielt dabei, die großen Veränderungsprozesse, die sich beispielsweise aus der Entwicklung Künstlicher Intelligenz ergeben, zu bewältigen und vor allem sozial zu gestalten. Qualifizierung im Betrieb soll neu gedacht und erprobt werden - immer mit dem Ziel, die Selbstlern- und Gestaltungskompetenz zu fördern. Mit innovativen Konzepten zur Weiterbildung im Betrieb sollen beispielsweise digitale Kompetenzen in Unternehmen gefördert werden. Denn Digitalisierung verändert die Tätigkeiten und Anforderungen in allen Berufen.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie hier.

Auszug aus dem ESF-Newsletter