IQ Themendossier "Berufsanerkennung für Apotheker*innen - der Weg zur Fachkraft"

Datum
31.08.2021

Die knapp 19.000 öffentlichen Apotheken in Deutschland stehen vor der Herausforderung, ihre offenen Stellen nicht vollständig durch Apotheker*innen mit einem deutschen Hochschulabschluss besetzen zu können. Daher steigt die Nachfrage nach Mitarbeiter*innen mit einem qualifizierten Berufsabschluss aus dem Ausland. Das IQ Themendossier "Berufsanerkennung für Apotheker*innen - der Weg zur Fachkraft" klärt auf, wie ausländischen Fachkräften der Berufseinstieg gelingen kann.

Illustration Apotheke
Das Themendossier "Berufsanerkennung für Apotheker*innen - der Weg zur Fachkraft" informiert, wie ausländischen Fachkräften der Berufseinstieg gelingen kann. © iStock.com/Irina_Strelnikova

Apotheker*in: Beruf und Arbeitsmarkt in Deutschland

Die meisten Apotheker*innen in Deutschland sind in einer öffentlichen Apotheke als Angestellte oder Apothekenleiter*in tätig. Apotheker*in ist ein freier Beruf, der ein Hochschulstudium der Pharmazie sowie ein zwölfmonatiges Praktikum in der Apotheke voraussetzt. Nach Bestehen des Staatsexamens darf man die Approbation als Apotheker*in erwerben. Bereits seit vielen Jahren wird der Apotheker*inberuf in der Fachkräfteengpassanalyse der Bundesanstalt für Arbeit (BA) als Mangelberuf ausgewiesen. Laut aktuellen Meldungen der BA können mehr als die Hälfte aller gemeldeten offenen Apotheker*innenstellen über drei Monate lang nicht besetzt werden. Es fehlt an Personal, das in Deutschland das Studium absolviert hat. Um die Arzneimittelversorgung in der bewährten Qualität sicherstellen zu können, prognostiziert die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. für das Jahr 2029 einen Bedarf an bis zu 28.400 Vollzeitstellen. Weil der Beruf häufig in Teilzeit ausgeübt wird, werden nach dieser Prognose 33.000 zusätzliche Apotheker*innen benötigt. Da bis dahin aber voraussichtlich nur 20.000 bis 23.000 neue Apotheker*innen approbiert werden können, fehlen 10.000 bis 13.000 Fachkräfte. Fachkräfte, die ihren Berufsabschluss als Apotheker*in im Ausland erworben haben und bereits in Deutschland leben zur uneingeschränkten Ausübung ihres Berufs zu befähigen, ist eine Möglichkeit, diesem Engpass entgegenzuwirken.

"IQ" Beratungsstellen: Hilfestellung rund um die Anerkennung und Approbation

Das "IQ" Themendossier "Berufsanerkennung für Apotheker*innen - der Weg zur Fachkraft" informiert über das hiesige Anerkennungsverfahren für Apotheker*innen mit einem ausländischen Abschluss und zeigt die Angebote des ESF-Förderprogramms "IQ" in der Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung sowie in der Qualifizierung für den Berufseinstieg als Apotheker*in auf. Zur uneingeschränkten Ausübung des Berufs und Führung der Berufsbezeichnung Apotheker*in muss der ausländische Abschluss anerkannt und eine Approbation (Berufszulassung) erteilt werden. Zum genauen Ablauf der Anerkennung informieren die Berater*innen in den "IQ" Beratungsstellen. Die Berater*innen helfen dabei, das Anerkennungsverfahren vorzubereiten und zu starten. Sie informieren darüber, welche Vorbereitungskurse für die Kenntnis- und Fachsprachprüfung infrage kommen, wenn in den Bescheiden wesentliche Unterschiede zur deutschen Ausbildung benannt sind. Neben den Vorbereitungskursen kann eine befristete Erlaubnis zur vorübergehenden Ausübung des Apotheker*innenberufs beantragt werden. Zudem informieren die Mitarbeiter*innen der "IQ" Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung über die alternativen Möglichkeiten, als Pharmazeut*in in ähnlichen Berufen zu arbeiten oder sie verweisen die Ratsuchenden an andere geeignete Beratungsstellen. Von Januar 2019 bis Dezember 2020 führten die "IQ" Anerkennungsberater*innen mehr als 1.335 Beratungen zur Anerkennung von Apotheker*innen mit im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen durch. Knapp 200 der Ratsuchenden haben ein "IQ" Angebot zur Qualifizierung angenommen, davon 147 einen Vorbereitungskurs für die Kenntnis- und Fachsprachprüfung.

IQ Erfolgsgeschichten: Zwei Fachkräfte aus Syrien berichten über ihren Anerkennungsweg

Abgerundet wird das Dossier durch die Erfahrungsberichte von Lama Al Khouja und Ahmad Rez aus Syrien, die über das "IQ" Netzwerk in Thüringen und in Rheinland-Pfalz ihren persönlichen Weg bis hin zur Arbeitsaufnahme als Apothekerin und Apotheker schildern. Beide kamen 2015 nach Deutschland. Lama Al Khouja kam als Stipendiatin mit einem Master in klinischer Biochemie und mehreren Jahren Berufserfahrung als Apothekerin und wollte eigentlich nur ihren zweiten Master machen. Doch der Krieg in Syrien zwang sie zum Bleiben. Nun arbeitet sie nach erfolgreicher Anerkennung als Apothekerin im thüringischen Hermsdorf. Ihr Tipp: Zusätzlich zur Anerkennung ein Praktikum absolvieren, dadurch verbessern sich Sprache und Verständnis.

Ahmad Rez hatte in Syrien Pharmazie studiert und war Inhaber einer Apotheke. Über die Türkei kam er nach Deutschland und arbeitet heute nach erfolgreicher Approbation in einer Apotheke in Lahnstein. Konsequent die deutsche Sprache zu lernen und immer am Ball zu bleiben, hat ihm geholfen, seinen Weg zu gehen und die Prüfungen im ersten Anlauf zu bestehen. In Ergänzung zu den Erfolgsgeschichten stellt das Dossier die "IQ" Projekte in beiden Bundesländern vor, die die entsprechenden Qualifizierungen zur Berufsanerkennung für Apotheker*innen anbieten. Hervorzuheben ist an dieser Stelle das "IQ" Projekt "Apotheker für die Zukunft" aus Rheinland-Pfalz, das 2019 mit dem Integrationspreis der Bundeskanzlerin ausgezeichnet wurde. Des Weiteren bietet das Dossier alle Adressen der "IQ" Anerkennungsberatungsstellen vor Ort und zahlreiche weitere hilfreiche Informationen zur Berufsanerkennung "Apotheker*in" in Deutschland.

Das IQ Themendossier "Berufsanerkennung für Apotheker*innen - der Weg zur Fachkraft" ist in deutscher Sprache über diesen Link verfügbar.

Das Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung" (kurz "IQ")

Das Förderprogramm arbeitet seit 2005 an der Zielsetzung, die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Von zentralem Interesse ist, dass im Ausland erworbene Berufsabschlüsse - unabhängig vom Aufenthaltstitel - häufiger in eine bildungsadäquate Beschäftigung münden.

Das in allen 16 Bundesländern mit rund 400 Teilprojekten aktive Förderprogramm "IQ" hat sich in den vergangenen Jahren als wichtige Adresse für Zugewanderte und Geflüchtete erwiesen, die eine Arbeitsmarktintegration anstreben. Es wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit. Weitere Informationen zum Förderprogramm "IQ" finden Sie auf dem ESF-Portal sowie auf der Website des Programms.

Auszug aus dem ESF-Newsletter