FlexDeMo - Arbeit in KMU innovativ und sozial organisieren

Datum
16.12.2021

"FlexDeMo" steht als Kurzform für "Flexible demographierobuste Montageorganisationsformen partizipativ planen, simulieren und gestalten". Bei dem ESF-geförderten Forschungsprojekt geht es darum, wie in mittelständischen Unternehmen zukünftig Arbeit innovativ und gleichzeitig sozial organisiert werden kann. Erforscht werden verschiedene Möglichkeiten zur digitalen Unterstützung der Planung und Organisation von Montageprozessen.

Digitale Planungsmethoden und -tools können die Gestaltung innovativer Montagesysteme und -prozesse effektiv unterstützen, werden allerdings in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) aufgrund knapper Ressourcen und fehlenden Methodenwissens nur selten genutzt.

Die Montageplanung stellt besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor große Herausforderungen. Einerseits ist ein hohes Maß an Flexibilität gefordert, um die zunehmende Zahl an Produktvarianten in unterschiedlichen Losgrößen herstellen zu können. Andererseits werden die Folgen der demografischen Entwicklungen immer deutlicher spürbar: Die Unterschiede in den Leistungsgraden der Beschäftigten nehmen zu und wertvolles Erfahrungswissen droht verloren zu gehen. Gerade das Erfahrungswissen älterer Mitarbeiter*innen ist aber enorm wichtig für den Unternehmenserfolg.

Ziel des Forschungsprojekts ist es, einen "Werkzeugkasten" in Form eines einfach zu bedienenden webbasierten Planungssystems bereitzustellen, der den Unternehmen dazu dient, Montageprozesse unkompliziert und ohne große Investitionen zu analysieren, zu planen und zu simulieren. Ein interdisziplinär zusammengesetztes Konsortium arbeitet in partizipativen Forschungs- und Entwicklungsprozessen an der Beantwortung der folgenden zentralen Fragestellungen:

  • Wie können KMU alternative Montageorganisationsformen experimentell planen und gestalten und wie können die Mitarbeiter*innen aktiv in den Planungsprozess mit einbezogen werden (partizipativer Ansatz)?
  • Wie lässt sich der Wissenstransfer von älteren, erfahrenen Mitarbeiter*innen zu jüngeren bewerkstelligen?

Als Anwendungsunternehmen sind die INTRAVIS GmbH aus Aachen und die Spaleck Oberflächentechnik GmbH & Co.KG aus Bocholt beteiligt. Die Databay AG mit Sitz in Würselen bringt als Entwicklungspartner ihre IT-Kompetenz ins Projekt ein. Die Forschungsaufgaben werden von Wissenschaftler*innen der Westfälischen Hochschule und dem Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH Aachen University übernommen.

Dem Projektteam ist es gelungen, die bisher mit hohen Einstiegshürden versehene simulationsgestützte Planung und Analyse alternativer Montageorganisationsformen substanziell zu verschlanken und browserbasiert über ein Web-Interface bereitzustellen. So wurde beispielsweise ein Set von flexiblen Simulationsmodellen entwickelt, die von KMU auf den spezifischen Anwendungsfall angepasst werden können. Die Eingabe der Simulationsparameter und -daten erfolgt sehr einfach über eine Excel-Schnittstelle. Mit Hilfe der ebenfalls über Excel einlesbaren Geometriedaten kann auch das räumliche Layout der Montage generiert bzw. simuliert werden. Die grafisch-interaktive Simulation unterschiedlicher Montagealternativen erlaubt es im Anschluss, mit Hilfe von aufbereiteten Kennzahlen die beste Alternative auszuwählen.

Zwei Männer bei einer Präsentation
Zwei Mitarbeiter des Instituts für Arbeitswissenschaft überprüfen die Darstellung eines Montagsystems in der Simulation. © IAW der RWTH Aachen University

Auch bei der zweiten großen Herausforderung - der Weitergabe des oftmals sehr spezifischen Montagewissens von den älteren Mitarbeiter*innen an die jüngeren Kolleg*innen - hat sich ein webbasierter Lösungsvorschlag im praktischen Einsatz bewährt.

Ein Mann bei einer Präsentation
Im Rahmen eines Workshops wird der Montageablauf im Webbrowser visualisiert. © IAW der RWTH Aachen University

Auf Basis einer gängigen Darstellungsmethode wurde ein System entwickelt, das es den Mitarbeiter*innen in der Montage ermöglicht, einfach und intuitiv zu visualisieren, wie und in welcher Reihenfolge die verschiedenen Komponenten einer Maschine zusammengebaut werden müssen. Jeder einzelne Montageschritt kann detailliert mit Fotos und beschreibendem Text erläutert werden. Hinzu kommt, dass Verlinkungen auf montagerelevante Daten wie z. B. aktuelle Zeichnungsinformationen, Stücklisten und Arbeitspläne sehr einfach erstellt werden können. So entsteht eine interaktive, vernetzte Dokumentation der Maschinenmontage, die über einen Webbrowser am Montagearbeitsplatz genutzt und aktualisiert werden kann.

Auf der Website Toolbox.FlexDeMo.eu stehen bereits entwickelte und praxiserprobte Planungsmethoden und -tools zur Verfügung, die auch von anderen interessierten Unternehmen getestet werden können. Die digitalen Werkzeuge unterstützen zum Beispiel die Definition von ausgewogenen Zielsystemen, das Wissensmanagement, die Modellierung von Wertströmen und Prozessen oder die Analyse der betrieblichen Demografie. Auf der genannten Website wird auch der Zugang zu den Simulationswerkzeugen für andere Unternehmen freigeschaltet, sobald die laufende Evaluation mit den Anwendungspartnern abgeschlossen ist.

Eine wesentliche Erkenntnis des Projekts steht allerdings schon jetzt fest: Der partizipative Ansatz hat sich im gesamten Projektverlauf bewährt. Die Mitarbeiter*innen in der Montage waren von Projektbeginn an eng in die Planungs- und Entwicklungsprozesse eingebunden und wurden zu aktiven Mitgestalter*innen. Der Grundsatz lautete, dass die Lösungen von und durch die Mitarbeiter*innen erdacht werden und einen möglichst unmittelbar spürbaren, konkreten Nutzen am Arbeitsplatz bewirken. Diese Form der Partizipation hat sich als entscheidender Erfolgsfaktor für eine hohe Akzeptanz der entwickelten Werkzeuge erwiesen und damit gleichzeitig auch zu einem Katalysator für die Digitalisierung in KMU.

Weiterführende Informationen zum Projekt "FlexDeMo" finden Sie auf der Projekt-Homepage.flexdemo.eu.

Das Programm "Zukunft der Arbeit"

Das Forschungs-und Entwicklungsprojekt "FlexDeMo - Flexible und demographierobuste Montageorganisationsformen partizipativ planen, simulieren und gestalten" wird im Rahmen des Programms "Zukunft der Arbeit" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Europäischen Sozialfonds gefördert. Das Programm greift die Herausforderungen auf, die für Unternehmen (insbesondere KMU) und Menschen durch Strukturwandel, Technisierung und zunehmende Globalisierung in der Arbeitswelt entstehen, und lädt Unternehmen und Forschungseinrichtungen ein, mit innovativen Forschungsprojekten aktiv die Zukunft unserer Arbeitswelt mitzugestalten. Ziel des Programms ist es, technologische und soziale Innovationen gleichermaßen voranzubringen. Dazu sollen neue Modelle der Qualifizierung, der Gesundheitsprävention, der Arbeitsgestaltung und -organisation in und mit Unternehmen entwickelt und als Pilotprojekte in die betriebliche Praxis überführt werden. Dabei liegt der Fokus besonders auf branchenübergreifenden und interdisziplinären Projekten.

Weiterführende Informationen zum Programm "Zukunft der Arbeit" finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite des BMBF.

Auszug aus dem ESF-Newsletter