Konferenz 2020 "Stark im Beruf - starke Begleitung in Zeiten von Corona"

Datum
11.02.2021

Viele Migrantinnen mit Kindern möchten in den Beruf zurückkehren. Dabei brauchen sie während der Corona-Pandemie besondere Unterstützung. Wie sie begleitet werden können, war Thema einer digitalen Konferenz des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), die Ende November 2020 in Berlin stattfand.

Mütter mit Migrationshintergrund haben einen starken Erwerbswunsch. Vor allem während der Corona-Pandemie brauchen sie eine gezielte Unterstützung beim beruflichen (Wieder-) Einstieg. In den vergangenen Monaten waren die 85 Kontaktstellen des ESF-Bundesprogramms "Stark im Beruf" nach wie vor für sie und ihre Familien da. Die Mitarbeiter*innen beraten telefonisch und per E-Mail. Digitale Angebote werden in Zukunft ein wichtiger Bestandteil der Beratungsarbeit mit Migrantinnen sein. Das wurde auf der digitalen Konferenz "Stark im Beruf - starke Begleitung in Zeiten von Corona" deutlich.

Bundesministerin Franziska Giffey lobte die Arbeit der "Stark im Beruf"-Kontaktstellen in ihrem Grußwort: "Bereits 14.000 Mütter haben Sie mit "Stark im Beruf" insgesamt begleitet. Sie sind auch in der Pandemie an der Seite der Mütter und ihrer Familien geblieben. Sie haben den Kontakt gehalten: mit Telefonberatungen, Online-Formaten und vielem mehr. Ich danke Ihnen sehr für Ihren Einsatz."

Im Impulsvortrag "Corona-Krise - Mütter unter Druck und väterliches Engagement" gab Prof. Michaela Kreyenfeld von der Hertie School of Governance einen Überblick über ihre Forschungsergebnisse zum Einfluss von Corona auf die Familien: Mütter tragen (auch) in der Corona-Krise die Hauptlast der Sorgearbeit, Väter haben ihren Anteil aber um 30 Prozent ausgeweitet. Besonders Väter mit Berufsbildungsabschluss haben ihr Verhalten verändert, da sie häufig in Kurzarbeit waren und deshalb mehr Zeit für die Familie hatten.

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Petra Mackroth (BMFSFJ), Dr. Nicole Cujai (Bundesagentur für Arbeit - BA) und Christoph Schwamborn (Servicestelle "Stark im Beruf" bei der Stiftung SPI) ging es um die Ausrichtung der Beratungsarbeit an Pandemie-Bedingungen: Das Telefon wurde zum Haupt-Kommunikationsweg für Mitarbeiter*innen und Mütter, die virtuelle Erreichbarkeit der Teilnehmerinnen im Programm war eine große Herausforderung. Durch Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen waren Mütter häufig isoliert und überfordert sowie durch Sprachprobleme in der digitalen Kommunikation eingeschränkt. Christoph Schwamborn zollte der Leistung der Beratungsstellen Respekt: "Hut ab - die Beraterinnen mussten ja auch noch ihr eigenes Leben unter Corona-Bedingungen organisieren."

Podiumsdiskussion
Über 300 Personen verfolgten den Livestream der Trägerkonferenz am 23./24.11.2020 im Internet. An der Gesprächsrunde nahmen Prof. Michaela Kreyenfeld, Petra Mackroth, Hatice Akyün (Moderation), Christoph Schwamborn (von links nach rechts) teil. Dr. Nicole Cujaj (nicht im Bild) war aus der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg zugeschaltet © BMFSFJ

Im Fokus der Diskussion, zu der sich Teilnehmende zuschalten konnten, stand u.a. die Kinderbetreuung. Das ist auch für Mütter mit Migrationshintergrund ein zentrales Thema: Viele von ihnen wissen oft nicht genau, wie das System in Deutschland funktioniert und haben viele Fragen. Michaela Kreyenfeld wies darauf hin, dass die Kinderbetreuung häufig nicht kultursensibel sei. Petra Mackroth plädierte für den weiteren zügigen Ausbau der regulären Betreuungsangebote, damit gerade auch Kinder aus Zuwandererfamilien einen Platz finden und es den Müttern möglich wird, erwerbstätig zu sein.

Die Träger des ESF-Bundesprogramms "Stark im Beruf" möchten für die Mütter mit Migrationshintergrund weiterhin erreichbar bleiben und ihnen eine Kontaktstelle anbieten. Petra Mackroth (BMFSFJ) wies darauf hin, dass das innovative Programm bislang viele Impulse setzen konnte, die auch künftig in der Praxis ankommen werden. "Stark im Beruf" sei attraktiv und ein großer struktureller Erfolg, dessen Ansätze Schule machten. Das bestätigte auch Dr. Nicole Cujai (BA) und beschrieb, wie in ihrem Bereich z.B. durch die Ausgabe von Coaching-Gutscheinen und modularen, flexiblen Beratungsbausteinen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Frauen eingegangen werde. Die Expertise der Träger sei für die BA enorm wichtig. Sie empfahl den Trägern, vor Ort auszuloten, ob Maßnahmen für bestimmte Zielgruppen entwickelt werden könnten. Auch Petra Mackroth betonte, dass das Know-how der Träger nicht verloren gehen dürfe und empfahl ihnen, die Nähe zu Jobcentern - hier vor allem zu den Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) - , zu Arbeitsagenturen und Unternehmen zu suchen.

Das Programm "Stark im Beruf - Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein"

Das Programm "Stark im Beruf - Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein", das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wird, zielt darauf ab, den Erwerbseinstieg für Mütter mit Migrationsgeschichte zu erleichtern und den Zugang zu vorhandenen Angeboten zur Arbeitsmarktintegration zu verbessern.

Die "Stark im Beruf"-Kontaktstellen sind feste Ansprechpartner für Unternehmen und bieten eine unbürokratische Vermittlung und Unterstützung von der Suche nach geeigneten Bewerberinnen bis hin zur Begleitung einer neuen Mitarbeiterin während der Probezeit.

Seit 2015 sind über 14.000 Mütter in den rund 85 Projekt-Kontaktstellen auf ihrem Weg in einen Job oder in eine Ausbildung begleitet worden. Nach ihrer Teilnahme am Programm "Stark im Beruf" haben 32% der Mütter eine sozialversicherungspflichte Beschäftigung oder Ausbildung aufgenommen oder sind in die Selbstständigkeit gewechselt. Das Programm "Stark im Beruf" läuft bis zum 30.06.2022.

Weitere Informationen zu "Stark im Beruf" finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite.

Auszug aus dem ESF-Newsletter