"IQ"-Netzwerk Rheinland-Pfalz: Studie zur Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes - ein Zwischenfazit
- Datum
- 27.10.2022
Im März 2020 trat das Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Kraft mit dem Ziel, zugewanderten Menschen aus Drittstaaten die Einwanderung und Arbeitsaufnahme in Deutschland zu erleichtern. Grund genug für die Koordination des "IQ"-Landesnetzwerks Rheinland-Pfalz, Umsetzung und Wirkungsweise wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Für die Erstellung der Studie konnte die Berliner Soziologin Dr. Ilka Sommer gewonnen werden.
Die Wissenschaftlerin hatte bereits in ihrer Dissertation das Thema Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen kritisch unter die Lupe genommen. Ende 2021 führte sie Interviews mit Mitarbeitenden aus "IQ"-Service- und Beratungsstellen durch, die Unternehmen bei der Gewinnung und Integration internationaler Fachkräfte branchenspezifisch beraten und begleiten. Die gesammelten Erfahrungen bilden den Kern der Studie. Ergänzt wird die Untersuchung durch Gespräche mit Partner*innen in der Landesregierung und der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit sowie durch eine umfassende Literaturrecherche.
Auf Basis dieser Daten und Praxisberichte formulierte Dr. Ilka Sommer ihre Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen in der Publikation "Regionale Bestandsaufnahme Fachkräfteeinwanderung in Rheinland-Pfalz. Ein Zwischenstand aus dem "IQ"-Netzwerk Rheinland-Pfalz". Ein kurzes Fazit: Rheinland-Pfalz kann einige vorbildliche Aspekte bei der Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes aufweisen, insbesondere bezüglich der Kooperation der zahlreichen beteiligten Akteure. Gleichzeitig bestehen nach wie vor große und kleine Hürden und Erschwernisse durch teilweise komplizierte Verfahren, fehlende oder restriktive Gesetzesgrundlagen oder mangelnde Unterstützung von Fachkräften und Betrieben.
Einige Eindrücke aus der Studie:
- "Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist nicht einfach, aber es ist einfacher geworden. Es hat neue Wege und Möglichkeiten geschaffen, die auch in Rheinland-Pfalz erprobt und erfolgreich durchlaufen werden, wie das beschleunigte Fachkräfteverfahren, die Möglichkeit der Einreise zur Anerkennung der Berufsqualifikationen und die Beschäftigung in verwandten Berufen."
- "Die Logik der Anerkennungsverfahren ist oft noch "auf Defizit" und "Abwehr" hin ausgerichtet, nicht auf die Gewinnung von Fachkräfteeinwanderung. Hier ist sicherlich ein Paradigmenwechsel notwendig, der in Politik und Verwaltung hineinwirken muss."
- "Um Fachkräfteeinwanderung wertschätzend, fair, schnell und nachhaltig zu gestalten, sind die strukturellen Hürden des Anerkennungs- und Einwanderungsprozesses in den Blick zu nehmen."
- "Zukünftig wäre es sinnvoll, die Angebote für Ratsuchende und Arbeitgeber*innen in den jeweiligen Branchen "aus einer Hand" anzubieten, da sich damit auch Aspekte des Matchings, der Integration in Betriebe, der sprachlichen Unterstützung und der passgenauen Qualifizierungsangebote integrieren und bearbeiten ließen."
- An vielen Stellen arbeiten die verschiedenen Akteur*innen in Zuständigen Stellen, Zentraler Ausländerbehörde und "IQ"-Beratungsstellen in vorbildlicher Weise zusammen. Das ist auch gut so, denn: "Eine gelingende Kooperation ist unerlässlich, um Arbeitgeber*innen und internationale Fachkräfte gut durch den komplexen Prozess der Einwanderung und des Heimischwerdens in Rheinland-Pfalz zu begleiten."
Claudia Vortmann aus der Koordination des "IQ"-Landesnetzwerks Rheinland- Pfalz fasst zusammen: "Wir hoffen, mit diesen Erkenntnissen und Empfehlungen einen Beitrag zu leisten zu einer fairen und nachhaltigen Fachkräfteeinwanderung nach Rheinland-Pfalz, die - ganz im Sinne der am 20. Juli vorgestellten neuen Fachkräftestrategie des Landes - einer Willkommenskultur Ausdruck verleiht, indem Prozesse optimiert und Unterstützungsstrukturen bedarfsgerecht gestaltet werden."
Die komplette Studie, aus der die obigen Zitate entnommen sind, steht zum Download bereit. Eine Kurzfassung finden Sie hier.
Das ESF-Förderprogramm "IQ"
Das ESF-Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)" arbeitet seit 2005 an der Zielsetzung, die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Von zentralem Interesse ist, dass im Ausland erworbene Berufsabschlüsse - unabhängig vom Aufenthaltstitel - häufiger in eine bildungsadäquate Beschäftigung münden.
Das in allen 16 Bundesländern mit rund 400 Teilprojekten aktive Förderprogramm "IQ" hat sich in den vergangenen Jahren als wichtige Adresse für Zugewanderte und Geflüchtete erwiesen, die eine Arbeitsmarktintegration anstreben. Es wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit. Weitere Informationen zum ESF-Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)" finden Sie auf dem ESF-Portal sowie auf der Website des Programms.