IQ Themendossier "Berufsanerkennung für KFZ-Mechatroniker*innen - der Weg zum neuen Job"

Datum
22.06.2022

In der Automobilindustrie und in Reparaturwerkstätten fehlen immer mehr Kraftfahrzeug-Mechatroniker*innen. Deshalb steigt die Nachfrage nach Personen, die einen vergleichbaren Abschluss im Ausland erworben haben. Das "IQ" Themendossier "Berufsanerkennung für KFZ-Mechatroniker*innen - der Weg zum neuen Job" erklärt, wie ausländischen Fachkräften der Berufseinstieg gelingen kann.

KFZ-Mechatroniker*in: Beruf mit Nachwuchsproblem

Seit einigen Jahren zeichnet sich in den Berufen, bei denen der Zugang durch ein duales System der Ausbildung erfolgt (im Betrieb und in der Berufsschule), ein erheblicher Fachkräfteengpass ab. Fast jedes zweite Unternehmen kann offene Stellen längerfristig nicht besetzen, weil es keine passenden Arbeitskräfte findet. Ein Blick auf den Ausbildungsmarkt zeigt, dass sich die Situation noch verschärfen wird. Sowohl in den Industrie- als auch in den Handwerksberufen gingen die Ausbildungszahlen in den letzten Jahren erheblich zurück. Ende September 2021 waren 63.200 Ausbildungsplätze nicht besetzt.

Auch die Berufe in der Mechatronik gehören inzwischen zu den sogenannten Engpassberufen. Im Jahr 2020 konnte eine offene Stelle für eine*n KFZ-Mechatroniker*in im Durchschnitt erst nach 192 Tagen besetzt werden. Weil die offenen Stellen nicht vollständig durch Personen besetzt werden können, die in Deutschland eine Ausbildung gemacht haben, gibt es eine hohe Nachfrage nach KFZ-Mechatroniker*innen, die ihren Berufsabschluss im Ausland erworben haben.

Illustration KFZ-Werkstatt
Das IQ Themendossier "Berufsanerkennung für KFZ-Mechatroniker*innen - der Weg zum neuen Job" informiert, wie ausländischen Fachkräften der Berufseinstieg gelingen kann. © iStock.com/elenabs

"IQ" Beratungsstellen: Hilfestellung rund um die Anerkennung und Qualifizierung

Das "IQ" Themendossier "Berufsanerkennung für KFZ-Mechatroniker*innen - der Weg zum neuen Job" informiert über das hiesige Anerkennungsverfahren für Mechatroniker*innen mit einem ausländischen Abschluss und zeigt die Angebote des ESF-Förderprogramms "IQ" in der Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung sowie in der Anpassungsqualifizierung auf.

Zum genauen Ablauf der Anerkennung informieren die Berater*innen in den "IQ" Beratungsstellen. Die Berater*innen helfen dabei, das Anerkennungsverfahren vorzubereiten und zu starten. Sie klären mit den Ratsuchenden individuell ab, ob eine Anerkennung ihrer ausländischen Ausbildung zum*zur KFZ-Mechatroniker*in Aussicht auf Erfolg hat. Dazu werden Zeugnisse und andere Dokumente geprüft. Die Berater*innen helfen den Ratsuchenden auch, die für ihren Beruf und Wohnort zuständige Anerkennungsstelle zu finden.

Wenn nur eine teilweise Anerkennung der ausländischen Qualifikationen möglich ist, unterstützen die Berater*innen Ratsuchende dabei, eine geeignete Ausgleichsmaßnahme zu finden. Das Förderprogramm "IQ" bietet selbst zahlreiche Anpassungsqualifizierungen und Vorbereitungslehrgänge an, mit denen Ratsuchende die volle Anerkennung als Kfz-Mechatroniker*in erlangen können.

Von 2019 bis Mitte 2021 wurden im Förderprogramm "IQ" 682 Personen beraten, die eine Anerkennung als KFZ-Mechatroniker*in anstrebten, 182 konnten eine "IQ" Anpassungsqualifizierung zum*zur KFZ-Mechatroniker*in beginnen.

"IQ" Erfolgsgeschichten: Zwei Fachkräfte berichten über ihren Anerkennungsweg

Abgerundet wird das Dossier durch die Erfahrungsberichte von Antonio Cruz aus Mexiko und Ahmad Khazaal aus dem Libanon, die über das "IQ" Netzwerk Rheinland-Pfalz ihren persönlichen Weg zur Anerkennung als KFZ-Mechatroniker schildern. Beide kamen 2015 nach Deutschland.

Antonio Cruz ist studierter Wirtschaftswissenschaftler und in Mexiko ausgebildeter Kraftfahrzeugmechaniker. Mit seiner deutschstämmigen Frau zog er 2015 ins rheinland-pfälzische Rheinbreitbach, wo er nach zwei Jahren eine Ausbildung in einem Autohaus begann. Schnell stellte sich heraus, dass er hierfür überqualifiziert ist. Mit Unterstützung der "IQ" Anlaufstelle in Koblenz und nach einem erfolgreich absolvierten Lehrgang in Elektronik und Hochvolttechnik erlangte Antonio Cruz die vollständige Anerkennung als KFZ-Mechatroniker. Nur ein Jahr später legte er auch die Meisterprüfung ab. Im Autohaus Günter Schorn in Rheinbreitbach gehört der 41-Jährige längst zu den tragenden Säulen des Betriebs.

Ahmad Khazaal arbeitet seit seiner Einwanderung in der KFZ-Werkstatt seines Onkels im Kreis Bad Kreuznach. Nach einigen Jahren bemühte er sich um eine Anerkennung als Kraftfahrzeugmechatroniker, obwohl Menschen aus nicht EU-Ländern, die bereits in Deutschland leben, auch ohne eine offizielle Bescheinigung in diesem Beruf arbeiten können. Doch ist die Anerkennung die "Eintrittskarte" zur Meisterprüfung, die Ahmad Khazaal anstrebt. Mit Hilfe einer Qualifikationsanalyse (QA) konnte er seine beruflichen Fähigkeiten praktisch nachweisen, fehlende Kenntnisse im Bereich Hochvolttechnik konnte er in einer Anpassungsqualifizierung erwerben. Nach der erfolgreichen Teilnahme erhielt er den Bescheid über die volle Gleichwertigkeit seiner Ausbildung und damit die Anerkennung als KFZ-Mechatroniker. Die Meisterprüfung hat der stets zuversichtliche Mann aus dem Libanon weiter fest im Blick.

Die Kosten für die QA musste Ahmad Khazaal übrigens nicht selber zahlen. In seinem Fall war die Finanzierung über den Sonderfonds Qualifikationsanalysen des Projekts "Netzwerk Qualifikationsanalyse" (NetQA) möglich. Die Anpassungsqualifizierung für Hochvolttechnik wurde über das Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)" finanziert.

Das IQ Themendossier "Berufsanerkennung für KFZ-Mechatroniker*innen - der Weg zum neuen Job" ist in deutscher Sprache über diesen Link verfügbar.

Good Practice im Förderprogramm "IQ"

Zu allen innovativen, nachhaltigen sowie transferfähigen Ansätzen von "IQ" Teilprojekten und ihre erfolgreichen Umsetzungen erstellt das Förderprogramm "IQ" Infoblätter. Schon in der Förderrunde 2015-2018 wurden insgesamt 38 "IQ Good Practice"-Infoblätter verfasst. Die Reihe der Infoblätter wird in der aktuellen Förderperiode 2019-2022 fortgesetzt und für den systematischen Transfer in vier verschiedenen Handreichungen an Arbeitsverwaltungen, Beratungsstellen, Bildungsdienstleister und Unternehmen aufbereitet. Ziel ist es, dass erprobte Ansätze wie z.B. Konzepte oder Formate innerhalb und außerhalb des Förderprogramms "IQ" weiter genutzt, verbreitet und nachhaltig verankert werden. Seit dem Jahr 2021 werden insbesondere virtuelle Formate in "IQ" ausgezeichnet.

Alle bisher veröffentlichten Ausgaben der "IQ Good Practice-Reihe" stehen online zum Download zur Verfügung.

Das ESF-Förderprogramm "IQ"

Das ESF-Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)" arbeitet seit 2005 an der Zielsetzung, die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Von zentralem Interesse ist, dass im Ausland erworbene Berufsabschlüsse - unabhängig vom Aufenthaltstitel - häufiger in eine bildungsadäquate Beschäftigung münden.

Das in allen 16 Bundesländern mit rund 400 Teilprojekten aktive Förderprogramm "IQ" hat sich in den vergangenen Jahren als wichtige Adresse für Zugewanderte und Geflüchtete erwiesen, die eine Arbeitsmarktintegration anstreben. Es wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit. Weitere Informationen zum ESF-Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)" finden Sie auf dem ESF-Portal sowie auf der Website des Programms.

Auszug aus dem ESF-Newsletter