Neue Partizipationsformate zur integrierten Gestaltung von Produkt- und Arbeitsinnovationen

Datum
04.08.2022

Produkt- und Prozessinnovationen eines Unternehmens werden maßgeblich durch die Mitarbeitenden vorangetrieben. Das ESF-geförderte Forschungsprojekt "PANIWO" zielt darauf ab, mit Hilfe einer digitalen Plattform den oftmals beachtlichen Wissensschatz der Belegschaft für Unternehmen nutzbar zu machen, um Produkte und Prozesse zu optimieren. Am Projekt arbeiten die Universität Rostock (Wirtschaftsinformatik und Organisationspsychologie), die Praxispartner GROB Antriebstechnik GmbH aus Sinsheim und die assoziierte CAIRO AG aus Mannheim sowie der Softwareentwickler CrowdWorx aus Berlin zusammen.

Die Ausgangslage: Ein ungenutzter Wissensschatz in den Köpfen der Mitarbeiter

Die Gestaltung und Steuerung eines Unternehmens erfolgt oftmals zentralisiert. Innovationen werden dabei von der Unternehmensspitze angestoßen. Zunehmend setzt sich jedoch in Unternehmen die Erkenntnis durch, dass ein großer Wissensschatz in der Belegschaft vorhanden ist, der noch zu wenig berücksichtigt wird. Die Digitalisierung stellt viele Unternehmen vor Herausforderungen, z.B. veränderte Kundenwünsche, schnellere Produktzyklen, höherer Wettbewerbsdruck mit entsprechenden Konsequenzen für die Entwicklung und Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen. Vor diesem Hintergrund wird es für den Unternehmenserfolg immer wichtiger, das Wissen und die Kreativität der eigenen Mitarbeitenden zu nutzen, um das Ideenmanagement zu verbessern.

Die Lösung: Maßgeschneiderte softwaregestützte Innovationsprozesse

Das Forschungsprojekt "PANIWO" bezieht über partizipative Konzepte alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen in den Innovationsprozess ein und macht sie auf diese Weise zu Treibern des Innovationsgeschehens. Zu diesem Zweck entwickelte das Projekt eine digitale Plattform, die auf die Nutzung von kollektiver Intelligenz ausgerichtet ist. Neu am "PANIWO"-Ansatz ist, dass nicht nur Produktinnovationen, sondern auch Verbesserungsvorschläge zu unternehmensinternen Prozessen und Arbeitsbedingungen gesammelt werden. Dies erfolgt mit Hilfe der "PANIWO"-Methode zur Mitarbeiterpartizipation sowie innovativen Ansätzen zur software-gestützten Erschließung von Mitarbeiterwissen. Im digitalen Tool sind Bewertungs- und Entscheidungsprozesse hinterlegt, die nachvollziehbare Erkenntnisse aus den gesammelten Ideen generieren. Dabei stehen nicht nur die technischen Anforderungen im Fokus, sondern das gesamte Unternehmen mit allen Mitarbeitenden.

Bei den Praxispartnern wurde jeweils ein maßgeschneiderter Innovationsprozess unter Beteiligung der Belegschaft eingeführt und mit Hilfe des Software-Werkzeuges umgesetzt. Über die gesamte Projektlaufzeit wird dieser Prozess von Organisationspsychologen mittels Befragungen und Feldexperimenten begleitet. So kann durch zweimalige Erprobung eine zielgerichtete Entwicklung des Konzeptes und die Akzeptanz der Nutzenden sichergestellt werden.

Die nachfolgende Abbildung zeigt die Einstiegsseite des "PANIWO"-Ideenmanagement-Tools beim Praxispartner CAIRO AG. Das webbasierte Tool kann am Arbeitsplatz und mit dem Mobiltelefon genutzt werden. So haben alle Mitarbeitenden die Möglichkeit, unabhängig von Ort und Uhrzeit, einen Verbesserungsvorschlag einzubringen. Dies kann sowohl öffentlich als auch anonymisiert geschehen.

Illustration
Startseite des CAIRO Ideenmanagements © PANIWO-Projektkonsortium

Das Tool ist übersichtlich und intuitiv aufgebaut. Verbesserungsvorschläge können unkompliziert eingestellt und systematisch anhand eines konfigurierbaren Prozesses weiterverfolgt werden. Zusätzlich bietet es einen Überblick über alle aktuell diskutierten Ideen im gesamten Unternehmen und gewährt einen Einblick über die Herausforderungen, mit denen sich andere Abteilungen befassen. So können Unternehmen mit Hilfe der "PANIWO"-Plattform ihre gesamte Belegschaft niederschwellig erreichen und unkompliziert in Innovationsprozesse einbeziehen.

Die in der Software hinterlegten Prozesse werden in der folgenden Abbildung grob vereinfacht dargestellt. Dieser Verlauf kann unternehmensspezifisch konfiguriert und erweitert werden, d.h. die Prozesslogik kann an die Anforderungen im Unternehmen angepasst werden.

Strukturübersicht
Unternehmensspezifische Gestaltung des Ideenmanagementprozesses © PANIWO-Projektkonsortium

Der Prozessablauf kann innerhalb der digitalen Plattform eingesehen werden. Auch innerhalb des Tools kann der Nutzer bzw. die Nutzerin die Art der Darstellung nach Belieben gestalten und konfigurieren. Filtereinstellungen ermöglichen es, redundante Daten zu vermeiden. Die untenstehende Abbildung zeigt die Übersicht zu einem Ideenvorschlag. Dabei ist jederzeit erkennbar, in welchem Status sich eine Idee befindet, wie viele Besucher sich eine Idee angeschaut haben oder wie viele Kommentare dazu abgegeben wurden.

Illustration
Übersicht zu einem Ideenvorschlag © PANIWO-Projektkonsortium

Leicht übertragbare Methode und Plattform

Eine erste Probephase wurde erfolgreich abgeschlossen. Dabei hat sich gezeigt, dass eine Vielzahl von Faktoren (u.a. Unternehmenskultur und -struktur, Konkurrenz, Hierarchien, Vorgesetzte sowie die individuelle Veranlagung eines jeden Mitarbeitenden) den Innovationsprozess beeinflusst. Umso wichtiger ist es, dass dieser den jeweiligen Bedürfnissen des Unternehmens entspricht.

Der wiederverwendbare "PANIWO"-Methodenbaukasten ist in kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) einfach implementierbar und bietet eine optimale Antwort auf sich verändernde Arbeitsformen (unabhängig von der Branchenzugehörigkeit). Durch einen einfach konfigurierbaren Innovationsprozess ist das Werkzeug leicht an individuelle Anforderungen sowie kulturelle Unterschiede der Unternehmen anpassbar.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt "PANIWO" finden Sie auf der Projekthomepage.

Das Programm "Zukunft der Arbeit"

Das Forschungs-und Entwicklungsprojekt "PANIWO" wird im Rahmen des Programms "Zukunft der Arbeit" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfonds gefördert. Das Programm greift die Herausforderungen auf, die für Unternehmen (insbesondere KMU) und Menschen durch Strukturwandel, Technisierung und zunehmende Globalisierung in der Arbeitswelt entstehen, und lädt Unternehmen und Forschungseinrichtungen ein, mit innovativen Forschungsprojekten aktiv die Zukunft unserer Arbeitswelt mitzugestalten. Ziel des Programms ist es, technologische und soziale Innovationen gleichermaßen voranzubringen. Dazu sollen neue Modelle der Qualifizierung, der Gesundheitsprävention, der Arbeitsgestaltung und -organisation in und mit Unternehmen entwickelt und als Pilotprojekte in die betriebliche Praxis überführt werden. Dabei liegt der Fokus besonders auf branchenübergreifenden und interdisziplinären Projekten.

Weiterführende Informationen zum Programm "Zukunft der Arbeit" finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite des BMBF.

Auszug aus dem ESF-Newsletter