"MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch" unterstützt den Job-Turbo zur Arbeitsmarktintegration Geflüchteter
- Datum
- 24.01.2024
Leonie Gebers, Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), hat Ende November die Auftaktveranstaltung des ESF Plus-Programms "MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch" in Berlin eröffnet. In ihrer Rede hob sie die Bedeutung des Programms für den Job-Turbo zur Arbeitsmarktintegration Geflüchteter hervor. Mit dem Job-Turbo setzen das Bundesarbeitsministerium und die Bundesagentur für Arbeit eine Reihe von Maßnahmen um, mit dem Ziel, die Integrationsverläufe für Geflüchtete zu beschleunigen.

Etwa zweihundert Teilnehmende, darunter Projektträger, Mitarbeitende der Jobcenter und der Agenturen für Arbeit sowie der Bundesagentur für Arbeit, tauschten in Diskussionen und Fachforen Informationen und erste Praxiserfahrungen aus. Nach Deutschland zugewanderte Frauen bringen zahlreiche Fähigkeiten, Kompetenzen und Potenziale mit. Gleichzeitig brauchen sie häufig vielschichtige Unterstützung bei der Vermittlung in geeignete Qualifizierungen und in Arbeit. "MY TURN" trägt mit seinen Projekten bundesweit dazu bei, diese (formal) geringqualifizierten Frauen mit Migrationserfahrung stärker als bisher auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen.
Leonie Gebers, Staatssekretärin im BMAS betonte hinsichtlich der Unterstützung nationaler Maßnahmen durch das ESF-geförderte Programm: "Deutschland setzt mit dem Job-Turbo jetzt alle Hebel in Bewegung, um Geflüchtete schneller in Arbeit zu bringen. Frauen mit Migrationserfahrung sehen sich dabei oftmals einem ganzen Bündel an Herausforderungen ausgesetzt, das sie bewältigen müssen. Wenn wir sie jetzt nicht zielgerichtet und intensiver unterstützen, wiederholen wir Fehler der Vergangenheit. Wichtig ist, dass auch Frauen eine Perspektive haben und auf eigenen Füßen stehen. Hier setzt MY TURN an."
In einem anschließenden Gespräch mit der Staatssekretärin sprachen Vertreterinnen zweier Projektträger, Çiler Fırtına (Multikulturelles Forum) und Katja Striegler (migra e.V.), über Chancen und Herausforderungen bei der Umsetzung von "MY TURN". Zudem schilderte die Teilnehmerin des Programms, Fahmia Hasn, geflüchtete Architektin aus Syrien, in einem sehr persönlichen Beitrag, welche Hürden sie auf dem Weg in Arbeit nehmen musste und wie sie sich durch die Unterstützung des Projektträgers migra e.V. beruflich umorientieren und neu Fuß fassen konnte: "Mein Ziel ist, in Deutschland als Sprachmittlerin mit Flüchtlingen zu arbeiten. [...] Ich möchte, dass meine Töchter stolz auf mich sind!"

In einem Impulsvortrag hob auch Düzen Tekkal, Journalistin, Politologin, Sozialunternehmerin und Gründerin der Bildungsbewegung GermanDream, hervor, wie wichtig es ist, Frauen zu fördern. "Wir brauchen Migration - natürlich brauchen wir sie! Und wenn wir Frauen in Deutschland fördern, fördern wir auch die Demokratie". Sie unterstrich die Notwendigkeit, "Möglichkeitsinseln" für die Entwicklung von Frauen zu schaffen und bei ihrer Integration die Familie als Kollektiv zu berücksichtigen.

Anschließend diskutierten in einer Podiumsrunde Anne Courbois, Referatsleiterin Integration, Vielfalt, Familie in der Arbeitswelt bei der DIHK und Dr. Anna Wilde, zuständige Referatsleiterin im BMAS sowie die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Kommunalen Jobcenters Pro Arbeit - Kreis Offenbach, Dr. Susanne Simsek, und des Jobcenters team.arbeit.hamburg, Maria Lys, was es für eine gelingende Arbeitsmarktintegration von Frauen mit Migrationserfahrung braucht. Dabei wurden insbesondere die Chancen hervorgehoben, die sich aus einer engen Begleitung der Zielgruppe durch "MY TURN" ergeben. So wurde beispielsweise betont, dass das Programm einen wichtigen Beitrag gerade für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) leistet, denen es oft an Unterstützungsstrukturen fehlt, um Frauen mit Migrationserfahrung nachhaltig in Beschäftigung zu bringen und zu halten. Die Mitarbeiterinnen der Jobcenter bestätigten dies und verwiesen darauf, dass "MY TURN" eine wichtige Unterstützung für die Arbeitsverwaltung darstellt, indem es Frauen auch während ihrer Qualifizierung und nach Eintritt in Arbeit begleitet. Neben dem großen Mehrwert des Programms wurden aber auch bestehende Hindernisse und strukturelle Hürden, wie u.a. fehlende Kinderbetreuung, das Problem der Mobilität in großen Landkreisen oder lange Wartezeiten für Deutschkurse, thematisiert.

In fünf Fachforen präsentierten Projektträger im Anschluss Beispiele guter Praxis aus ihrer Arbeit und diskutierten dazu mit den Teilnehmenden. Die Fachforen wurden so umgesetzt, dass alle Teilnehmenden die Möglichkeit hatten, an drei davon teilzunehmen:
- Digitale Ansprache von Frauen mit Migrationserfahrung
- Empowerment der Zielgruppe
- Arbeitgeberakquise
- Zusammenarbeit mit der Arbeitsverwaltung
- Herausforderung Kinderbetreuung
Weitere Informationen zum Auftakt und zu den Fachforen können Sie in dem Veranstaltungsbericht auf der "MY TURN"-Programmwebsite nachlesen.
Das Förderprogramm "MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch"
Frauen mit Migrationserfahrung sind am Arbeitsmarkt sowie in Qualifizierungsmaßnahmen deutlich unterrepräsentiert. Das ESF Plus- Bundesprogramm "MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch" ("MY TURN") will daher dazu beitragen, dass (formal) geringqualifizierte Frauen mit eigener Migrationserfahrung und einem erhöhten Unterstützungsbedarf verstärkt an Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen und im Anschluss dauerhaft auf dem Arbeitsmarkt integriert werden. Die Programmteilnehmerinnen sollen vorrangig in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung einmünden, eine existenzsichernde selbstständige Tätigkeit aufnehmen oder eine (Teilzeit-) Ausbildung beginnen. Auch der Übergang von geringfügiger in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wird unterstützt.
"MY TURN" wird bundesweit in 66 Projekten angeboten. Die Projekte bieten Frauen mit Migrationserfahrung eine frauenspezifische und lebenslagenorientierte Ansprache, (Verweis-)Beratung sowie kontinuierliche, vertrauensvolle und individuelle Begleitung. 27 von ihnen setzen zusätzlich das Wahlmodul "Lotsenstelle Kinderbetreuung" um.
Ein Teil der Projekte startete bereits im Herbst 2022, der Großteil zum 1. Januar 2023. Die Programmlaufzeit ist bis Ende 2028 geplant, wobei die erste Förderphase bis Ende 2025 geht.
Weitere Informationen zum Förderprogramm "MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch" finden Sie auf dem ESF-Portal sowie auf der Website des Programms.